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Beobachten von Verletzten
und Kranken
Neben Informationen über die Unfallursache bzw. Gefährdungen
an der Unfallstelle können auch viele Informationen über den Zustand des
Verletzten "auf den ersten Blick" erfasst werden.
Nachfolgend sind einige Erkennungsmerkmale aufgeführt, welche zu Beginn oder im
Verlauf der Erste-Hilfe-Leistung interessant sein können.
Der
Zustand eines Kranken und der Verlauf einer Krankheit zeigt sich an vielen Erkennungsmerkmalen:
Sichtbare Wahrnehmungen:
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Allgemeinverhalten (ruhig,
unruhig, schläfrig, bewusstlos) |
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Atembewegung (verstärkt, vermindert,
Rhythmus) |
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Schon- bzw. Zwangshaltung;
Fehlstellungen von Armen bzw. Beinen |
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Veränderung des Gesichtsausdrucks
(z.B. durch Schmerzen) |
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Veränderungen der Haut
(Verfärbungen, Ausschlag, Schwellungen, Verletzungen) |
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Zunahme des Umfangs (Bauch,
Gelenke, Gliedmaßen) |
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Blutungen |
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Veränderungen der Augen
(Tränen, Rötung, Verfärbung, ungleiche Pupillengröße) |
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Schwitzen |
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Schaum vor Nase oder Mund |
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Ausscheidungen (Urin, Stuhl, Erbrochenes; unterschieden nach Menge, Farbe, Beschaffenheit, Bestandteilen,
Beimengungen und Häufigkeit des Auftretens) |
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Einstiche (z.B. Rauschgift) |
Hörbare Wahrnehmungen:
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Sprache (abgehackt, verwaschen,
zusammenhanglos) |
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Heiserkeit, Husten |
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Schmerzäußerungen |
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Atemgeräusche |
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Verdauungsgeräusche |
Riechbare Wahrnehmungen:
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Atemluft (Geruch nach Aceton oder Alkohol) |
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Veränderungen des Geruchs (z.B. durch
verdeckte Ausscheidungen) |
Fühlbare Wahrnehmungen:
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Puls (Frequenz, Regelmäßigkeit,
Stärke) |
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Haut (Temperatur, Feuchtigkeit) |
Vorgeschichte (Anamnese):
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Erkrankungen, Operationen,
Medikamente, Allergien, evtl. Schwangerschaft |
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Tätigkeiten vor dem Notfall (z.B. Essen,
Anstrengung, etc.) |
Der Puls
Der Puls stellt sich durch die bei der Herzaktion entstehende Druckwelle
an den Arterienwänden dar. Er ist an den oberflächlich verlaufenden
Arterien tastbar bzw. sichtbar. Er ist abhängig von der Schlagkraft
des Herzens, der kreisenden Blutmenge und der Elastizität der Arterien.
Die Pulskontrolle erfolgt auf:
Hauptsächliche Messstellen sind:
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Carotispuls (Halsschlagader) |
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Radialispuls (Handgelenk) |
Für den Ersthelfer ist es aber am wichtigsten, ständig das
Bewusstsein und die Atmung auf Veränderungen zu überprüfen.
Der Blutdruck
Der Blutdruck wird durch die Tätigkeit des Herzens erzeugt. Er
ist abhängig von der Schlagkraft des Herzens, von der kreisenden Blutmenge
und der Elastizität der Arterien. Der von uns gemessene Blutdruck
entspricht dabei dem arteriellen Blutdruck. Der Blutdruck (RR) Schwankt
periodisch mit dem Puls. In der Auswurfphase des Herzens erreicht er seinen
maximalen Wert, während er in der Füllungsphase des Herzens auf seinen
minimalen Wert absinkt. Durch die Gefäßspannung wird ein bestimmter Druck
aufrecht gehalten. Die Differenz zwischen dem maximalen und minimalen
Blutdruckwert wird als RR-Amplitude bezeichnet.
Systolischer Blutdruck:
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Druck in
den Gefäßen während der Kontraktionsphase der Herzkammern
(Systole) |
Diastolischer Blutdruck:
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Restdruck
in den Gefäßen während der Entspannungsphase der Herzkammern
(Diastole) |
Blutdruckwerte:
Beim gesunden Erwachsenen liegt der systolische Wert zwischen 100 und
140 mm Hg, der diastolische Wert zwischen 60 und 90 mm Hg. Der Blutdruck
bei Kindern ist geringer als beim Erwachsenen. |
Blutdruckmessung:
Die Blutdruckmessung wird von uns am Oberarm durchgeführt,
wobei der Arm ca. auf Herzhöhe gelagert werden sollte.
Die Blutdruckmessung erfolgt nach Riva-Rocci (RR). Ohne ein Stethoskop
kann der systolische Wert ermittelt werden. Dazu wird die Blutdruckmanschette
angelegt und soweit aufgepumpt, bis der Puls nicht mehr am Handgelenk fühlbar
ist. Anschließend lässt man vorsichtig die Luft aus der
Manschette entweichen. Der bei Wahrnehmung des Pulses erreichte Wert entspricht
dem systolischen Blutdruck.
Bei Verwendung eines Stethoskops können sowohl der systolische
als auch der diastolische Wert ermittelt werden. Es wird wiederum die Blutdruckmanschette
aufgepumpt, bis der Puls den systolischen Wert übersteigt, anschließend
die Manschette wieder vorsichtig entlüften. Bei Wahrnehmung des ersten
Tons mit dem Stethoskop ist der systolische Wert erreicht. Bei weiterer
Entlüftung verschwindet der pulsierende Ton wieder. Der beim letzten
hörbaren Ton erhaltene Wert entspricht dem diastolischen Blutdruck. |
Fehlermöglichkeiten bei der Blutdruckmessung:
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Länge
des Messvorganges |
Blutdruck steigt an |
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Breite der Manschette |
bei zu schmaler Manschette erhält
man erhöhte Werte |
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Manschettenbreite: |
Erwachsener: |
ca. 14 cm |
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Kinder: |
ca. 8-12 cm |
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Kleinkinder: |
ca. 5 cm |
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Lagerung der Extremitäten |
Hydrostatischer Druck ändert
sich mit der Lage (ð Lagerung auf Herzhöhe) |
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Muskelspannung kann den Blutdruck
erhöhen (ð Lagerung auf stabiler
Unterlage) |
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Aufpumpen der Manschette |
ca. 30 mm Hg über tastbaren
Puls; zu starkes Aufpumpen kann zu erhöhten Werten führen |
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Messumgebung |
möglichst an ruhigem Ort messen;
ggf. palpatorische Messung durchführen |
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Zustand des Patienten |
ggf. schlechte Blutströmungsgeräusche
(z.B. bei Schock) |
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Psychische Einflüsse |
Erhöhte Werte bei Aufregung/psychischer
Anspannung |
Blutdruckschwankungen
zwischen beiden Armen: Sie beruhen teilweise auf Fehlmessungen, können aber
auch durch Erkrankungen der Gefäße (z.B. Aortenbogenstenosen, Aortenaneurysma),
arterielle Verschlusskrankheiten, einseitige Lähmungen, etc. hervorgerufen
sein.
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